Spieletest

Assassins’s Creed Rogue (PS3) – Gamecheck

Zeitgleich erscheint bei Ubisoft ein Assassin’s Creed für die Playstation 4 und die Playstation 3. Diese sind Spiele sind nicht gleich. Nein, nein, denn sie erzählen eine ganz andere Geschichte. Wir wollen uns Assassin’s Creed: Rogue für die PS3 etwas näher anschauen. Rogue wurde von den Entwicklern Ubisoft Sofia entwickelt. Das Spiel macht sowohl grafisch und spielerisch keine großen Sprünge als zum Vorgänger Black Flag. Wer die Seegefechte in Black Flag vermisst, wird hier wieder auf seine Kosten kommen, denn diese sind in Rogue zu finden. Die PC-Version von Rogue folgt im Frühjahr 2015. Weitere Umsetzungen sind nicht ausgeschlossen. Ob das Spiel die Amerika-Saga würdig abschließt, stellen wir jetzt fest.

Ein großer Pluspunkt von Rogue ist die Geschichte. Shay Patrick Cormac ist ein Assassine, der im Laufe von Assassin’s Creed: Rogue zu den Templern überläuft. Wieso, weshalb, warum, wollen wir an diese Stelle nicht verraten. Nur so viel, er hat seine Gründe und die sind für alle nachvollziehbar. Während Cormac sich immer weiter von den Assassinen fernhält, bekommen wir einen Einblick in die Welt der Templer, für die bis jetzt in der Spielreihe kaum Platz für die eigentlich nötige Tiefe war. Rogue spielt im siebenjährigen Krieg im 18. Jahrhundert. Franzosen und Briten kämpfen also hier um die Vormachtstellung in Amerika. Rogue ist mit der Geschichte von Assassin’s Creed: Black Flag und dem dritten Teil verknüpft. Es gibt einige Querverweise auf die anderen Spiele und wir treffen auf Charaktere, die wir aus den besagten Teilen kennen. 

Es gibt in der 10 bis 12 stündigen Story-Kampagne jede Menge Abwechslung. Die grundsätzlichen Mechaniken sind 1 zu 1 aus Black Flag entnommen. Selbst Animationen erkennt man an allen Ecken und Enden wieder. Ubisoft nimmt vor allem Feintuning an dem bewährten Konzept vor und setzt auf eine actionreiche Kampagne mit einigen tollen Script-Frequenzen. In der riesigen dreigeteilten Spielwelt mit Nordatlantik, New York und der Wildnis, warten serientypisch jede Menge Nebenaktivitäten auf euch. So hebt ihr etwa Gangverstecke aus, erobert möglichst unbemerkt Gebiete, befreit Geiseln, plündert Schatztruhen, sammelt Blaupausen für neue Upgrades oder begleitet wichtige Personen durch die Gegend. Selbst kleine Puzzles sollen bewältigt werden. Um Gegner zu erledigen, stehen euch unzählige Hilfsmittel zur Verfügung. Ein paar Waffen, mit denen wir direkt auf Feinde zielen können, und ein Luftgewehr, dass wir mit dem bekannten Schlafmittel, den Beserker-Patronen oder dergleichen abfeuern können. Der Schwierigkeitsgrad ist wie gewohnt niedrig. Das übermächtige Konter-System und die brav wartende Gegner-KI stellt für euch keine Herausforderung dar. Mit dem Granatwerfer gibt es eine mächtige und neue Waffe, die gleich mehrere Feinde tötet, schlafen schickt oder in Raserei versetzt. Der Granatwerfer macht sich übrigens auch gut in einem der neuen Missionstypen, denn ihr müsst erstmals auch euer eigenes Boot gegen Entermanöver verteidigen. Als Templer sind euch zudem dauernd Assassinen auf den Fersen, die Shay von erhöhten Positionen oder aus Heuhaufen angreifen. Dank der Adlersicht erkennt man Assassinen leicht und könnt somit eure Attentäter schnell erledigen. Neuerungen sind in Rogue rar gesät. Eine davon ist aber willkommen. Die allgegenwärtigen Lauscheinsätze aus Black Flag bei denen ihr NPCs unerkannt folgen müsst, gehören der Vergangenheit an. Nervige Schleich-Missionen nehmen nur noch einen kleinen Teil der Spielzeit ein.

In Rogue seid ihr nicht nur wieder an Land unterwegs, sondern könnt auch frei über den Ozean schippern und feindliche Schiffe aufs Korn nehmen. Ihr erlebt Seeschlachten, erobert Forts, sammelt Treibgut ein oder findet Schatztruhen. Dank der Seemannslieder ist das Leben auf dem Meer wieder unglaublich stimmungsvoll. Statt Sandstränden und Palmen wie in Black Flag, erwartet euch in Rogue eine Winterlandschaft. Das hat aber kaum spielerische Auswirkungen. So dürft ihr Treibeis durchbrechen oder Eisberge sprengen. Im Inneren der Berge finden sich oft nützliche Items wieder. Das zweifellos beste Feature aus Teil 4 ist auch in Rogue wieder mit an Bord: die famosen Seeschlachten. Mit Breitseiten und brennendem Öl schickt ihr gegnerische Schiffe auf den Meeresgrund oder entert sie und bemächtigt sie ihrer Ladung. Auf offener See geht es vergleichsweise sehr ruppig zu. Gerade zu Beginn müsst ihr ganz schön schwitzen, bevor ihr eine dicke Fregatte besiegt. Das motiviert die zahllosen Upgrades zu kaufen, für die ihr Geld und Ressourcen benötigt. Richtig große Schiffe sind noch schwieriger zu knacken als im Vorgänger Black Flag. Fleißiges Upgraden und die perfekte Kontrolle über euer Schiff sind Pflicht. Dafür geht es in diesen Gefechten so richtig ab. Eine echte Verbesserung ist auch in der Steuerung eures eigenen Schiffs zu finden. Das Schiff könnt ihr nachvollziehbarer durch Meerengen steuern und zwischen Eisschollen hindurch manövrieren.

Für viel Frust sorgte wieder einmal die Klettersteuerung. Ein bekanntes Sorgenkind der Assassin’s Creed-Reihe. Besonders in der Wildnis, wo jeder schneebedeckte Felsen wie jeder Andere aussieht, fiel es auf Anhieb schwer den richtigen Weg zu entdecken. Auch das fixe Bewegen durch das Astwerk der Bäume bereitet wie in Assassin’s Creed 3 Probleme. Hier fehlt es durch die Doppelbelegung der Renn- und Klettertasten weiterhin an Präzision. Daneben stören viele kleine Bugs und Glitches die Atmosphäre. Gegner stecken ab und zu in Wänden fest oder hocken passiv auf einer Rehling.

Parallel zur Geschichte um Shay, wird eine Story in der Gegenwart erzählt. Als namenloser Abstergo-Mitarbeiter lauft ihr durch öde Korridore, lauscht klischeehaften Kollegen und hackt Server. Zum Glück nehmen diese Ausflüge einen sehr geringen Teil der Spielzeit ein.

Technisch holt Rogue alles aus den Playstation 3 raus. Bis auf ganz wenige Ruckler läuft das Geschehen flüssig ab. In den Städten und auf dem Meer sieht Rogue für Last Gen-Verhältnisse verdammt gut aus. Gerade auf hoher See überzeugen Lichteffekte und Wellengang. Nur was die Vegetation angeht und somit auch die weitläufigen Valley-Gebiete ist Rogue nicht ganz auf der Höhe. Der Soundtrack und die deutsche Tonspur dagegen können sich hören lassen. Die Ladezeiten sind erträglich.

Rogue überzeugt nicht durch Neuheiten, sondern durch Altbewährtes. Die Schiffskämpfe sind intensiver und unterhaltsam. Die Atmosphäre in den unzähligen zu besuchenden Siedlungen und der großen Stadt New York sind extrem authentisch. Die Kampagne ist kompakt und abwechslungsreich designt. Die offene Spielwelt bietet ungemein viele Beschäftigungsmöglichkeiten, wenn auch viele davon Sammelaufgaben sind. Die Probleme beim Klettern, der zu geringe Schwierigkeitsgrad und die unnötigen Bugs sind vergleichsweise kleine Makel. Interessierte Spieler kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Das Action-Adventure besitzt vielleicht nicht viele Neuerungen, aber macht verdammt vieles richtig. Also ein würdiger Abschluss der Reihe.

WERTUNG: Grafik: 88%, Sound: 88%, Steuerung: 87%, Balance: 87%, Spielspass: 88%, Mehrspieler: 88%, Gesamtwertung: 88%.Quelle: Nexplay.de – Gaming & Lifestyle