Spieletest

Diablo IV – Gamecheck

Das einstmals friedliche Königreich Sanktuarium wird erneut von finsteren Mächten bedroht. Nachdem der nephalemische Held in vorherigen Kapiteln der epischen Action-Rollenspielreihe die Welt mehrfach vor der Apokalypse bewahrt hat, versinkt sie nun wieder im Chaos. Um die drohende Katastrophe abzuwenden und die Bewohner des Reichs vor gänzlichem Untergang zu retten, begibt sich der Spieler auf eine ausgedehnte Reise durch die abwechslungsreichen, jedoch zerklüfteten Lande.

Anders als in den erfolgreichen Vorgängern erwartet den unerschrockenen Abenteurer dieses Mal jedoch keine Abfolge mehrerer Kapitel mit voneinander getrennten Gebieten und lästigen Ladesequenzen. Stattdessen bietet Sanktuarium dem Spieler eine riesige, nahtlos ineinander übergehende Open World, die dank opulenter Detailverliebtheit und unzähligen Ablenkungen in Form von Nebenquests, zahllosen Dungeons unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades und plötzlich auftretenden World Events zum ausgiebigen Erkunden einlädt.

Letztere fordern den Helden ohne Vorwarnung zu mannigfaltigen Aufgaben wie dem Besiegen mächtiger Champions, dem Verteidigen bestimmter Orte innerhalb eines Zeitlimits oder anderen Herausforderungen heraus. Die abwechslungsreichen Landschaften umfassen alles von eisigen Bergregionen im Norden, über sumpfige Feuchtgebiete und Nebel verhangene Wälder bis hin zu regengepeitschten Hochlanden. In jeder Ecke lauern Gefahren in Form von untoten Bestien, dämonischen Schrecken und anderen finsteren Kreaturen.

Zur Bekämpfung des drohenden Unheils stehen dem Spieler fünf Charakterklassen zur Auswahl: der wuchtige Barbar, der mysteriöse Totenbeschwörer, die zauberkundige Magierin, der naturgewaltige Druide sowie der gewandte Schurke. Anders als in den erfolgreichen Vorgängern schaltet man Fähigkeiten jedoch nicht mehr in einer starren, vorgegebenen Abfolge frei, sondern kann sie im übersichtlich gestalteten Fähigkeitenbaum nach eigenem Belieben aufleveln und zu mächtigen Kombinationen zusammenstellen. So lassen sich die Charaktere sehr flexibel den eigenen Vorlieben entsprechend entwickeln und an den individuellen Spielstil anpassen.

Die epische Geschichte greift den Konflikt zwischen der finsteren Dämonin Lilith und dem gefallenen Engel Inarius auf, die einst als Liebende gemeinsam das Reich Sanktuarium gründeten, nun jedoch in einen erbitterten Krieg gegeneinander verstrickt sind. Zahlreiche Zwischensequenzen vertiefen mit opulenter Gestaltung und dichter Atmosphäre die Geschehnisse und widmen sich dabei nicht ausschließlich der übergeordneten Story, sondern finden auch bei unerwarteten Wendungen einiger Nebenquests Verwendung. Spieler können sich allerdings auch gänzlich auf das Vernichten ganzer Horden an untoten Bestien und dämonischen Schrecken konzentrieren und die Story links liegen lassen.

Diablo 4 ist ein düsteres Spiel mit einer dunklen, grimmigen und morbiden Welt. Die Grafik ist sehr fortgeschritten und detailliert mit hochwertigen Texturen. Die Kombination aus In-Engine-Cinematics und vorgerenderten Full-Motion-CGI-Bildern erzählt die Geschichte auf eine beeindruckende Weise. Die meisten Assets des Spiels sind unglaublich detailliert und haben eine hohe Qualität. Das Spiel hat harrende Aussichten und übertriebenes Blutvergießen, was das Spiel noch düsterer macht. Die Soundrichtung von Diablo 4 ist erstklassig. Ob es sich nun um das Durchqueren von blutgetränkten Mooren oder das Kämpfen durch tesselierte Schneelandschaften handelt, das Sounddesign von Diablo 4 hat einen großen Einfluss auf die Umgebung und das Kampfgefühl.

Nach Abschluss der umfangreichen, über 20 Stunden währenden Kampagne warten zahlreiche Endgame-Inhalte wie nochmals deutlich erschwerte Schwierigkeitsgrade, ein komplexer PvP-Modus in den Feldern der Wut, knackige Nightmare-Versionen bereits absolvierter Dungeons und anspruchsvolle Aufträge im Baum der Flüsterer. Sie sollen über lange Zeit anhaltende Motivation bieten, auch wenn einige der zufallsbasierten World Events teilweise etwas repetitiv und simpel ausfallen mögen. Die mitunter etwas kryptische Menüführung und die übersichtlich, aber nicht immer intuitiv gestaltete Ausrüstungsübersicht könnten stellenweise eine Überarbeitung vertragen. Insgesamt jedoch macht das Schlachten ganzer Horden dämonischer Schrecken in der atmosphärisch überaus dichten und detailreichen Spielwelt des vierten Teils großen Spaß. Der kooperative Mehrspielermodus und der PvP-Part dürften zudem für Langzeitmotivation sorgen. Bislang scheint es, als würde das heiß ersehnte Sequel den gewaltigen Erwartungen der Fangemeinde gerecht werden und sowohl alte Hasen als auch Neueinsteiger gleichermaßen in seinen finsteren Bann ziehen.