Spieletest

Diablo Immortal – Gamecheck

Wer erinnert sich nicht an die Ankündigung von Diablo Immortal, als die Fans der Serie wie gebannt vor ihren Bildschirmen saßen und auf den Nachfolger von Diablo 3 warteten. Die Enttäuschung war riesig und reichte in den letzten Jahren auch für den einen oder anderen Meme, als sich das angekündigte Spiel als Mobile-Titel herausstellte. Viele werden sich noch an die Meldung aus dem Live-Publikum erinnern, in welcher ein Zuschauer fragte, ob es sich um einen Aprilscherz handele. Dem war nicht so und nach ein paar Jahren, inkl. Verspätung, Entwicklungszeit hat Diablo Immortal das Licht der Welt entdeckt. Blizzard hielt es sogar für eine gute Idee, das Spiel spontan einen Tag früher zu veröffentlichen, nämlich bereits am 1. Juni. Ganz ohne Probleme klappte dies erwartungsgemäß nicht und es kam zu Abstürzen und Grafikfehlern. Auf bestimmten Handychips (meist in Samsung-Geräten verbaut) waren die Probleme gar so groß, dass Diablo Immortal kurzzeitig wieder aus den App-Stores entfernt wurde. Mittlerweile ist das Gröbste überstanden. Ziemlich groß übrigens auch die Überraschung seitens Blizzard, den Titel ebenfalls für den PC zu veröffentlichen. Und hier kommen wir ins Spiel. Testen wir Mobile-Games eher selten bis nie, wollen wir natürlich einen Blick in die PC Version des Spiels werfen. Diese kam pünktlich am 2. Juni heraus und lief auf unseren Testsystemen angenehm stabil. Zur Sicherheit hat Blizzard die PC Version als Beta gekennzeichnet. Erhältlich ist das Spiel ausschließlich über den Battle-net Launcher und kostet keinen Cent (Free2Play).

Es ist nicht zu übersehen, dass es sich um einen als mobiles Spiel gedachten Titel handelt. Grafik, Steuerung und Bedienflächen sind absolut auf Touchscreen getrimmt. Dies ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen ist es toll, dass wir via Cross-Play abends im Bett noch einen Dungeon auf dem Smartphone daddeln konnten und dabei exakt das gleiche Spiel wie auf dem PC zu sehen bekommen. Zum anderen lockt Technik und Aussehen auf dem Computer niemanden hinter dem Ofen hervor. Zudem empfinden wir die Steuerung mit Maus und Tastatur als hakelig, mit dem Controller klappt es besser. Auch die Optionen sind dürftig und erinnern immer wieder an die eigentlich angedachten Plattformen. Selbst mit maximalen Einstellungen auf einer RTX 3080 OC wird Diablo Immortal schwammig und pixelig. Man gewöhnt sich dran.

In Diablo Immortal findet man sich sofort zurecht. Zu Beginn die übliche Charaktererstellung. Hier stehen die üblichen Klassen im Nah- und Fernkampf, männlich wie weiblich zur Verfügung. Eine Besonderheit stellt der Nekromant dar, welcher Untergebene befehligen kann und etwas Abwechslung in den Einheitsbrei brachte. Weitere Klassen sind bereits angekündigt und sollen ins Spiel finden. Tatsächlich war der Editor überraschend vielseitig und Individualisierung kein Problem. Noch schnell einen Server auswählen und los geht es. Für Deutschland stehen aktuell sechs eigene Spielwelten zur Verfügung. Generell ist das Spiel auf Deutsch verfügbar, allerdings nicht die Sprachausgabe.

Nun haben wir viel um den heißen Brei herumgeredet, aber wie ist denn nun das Spiel? Man kann sagen: Wie immer. Es gibt einfach so gut wie nichts Neues. Wer Diablo kennt oder auch einen anderen Ableger des Genres gespielt hat, der findet sich sofort zurecht und erlebt leider keine Überraschungen. Blizzard-typisch wartet auch Diablo Immortal mit einer düsteren und gut erzählten Story auf. Die Spielwelt besteht aus der offenen Welt, welche jedoch in Schwierigkeitszonen eingeteilt ist und Solo-Instanzen bzw. Dungeons. In der Spielwelt begegnen wir, natürlich neben den anderen Spielern, zahlreichen NPCs. Zahlreiche Händler, den Schmied, den Juwelenmeister und so weiter. Alles was ihr schon kennt und was zum Spiel dazugehört. Neben der Storyquest, welche den roten Faden bildet, bekommt der Spieler auch immer wieder Nebenquests. Traurig, aber wahr: Es handelt sich ausnahmslos um die drei altbackenen Vertreter: Sprich mit, Töte, und Sammle. Absolut keine Innovation, aber wenigstens darf wieder geschnetzelt werden. Zum Kampf aber später mehr. Die Welt zu bereisen wirkt lieblos mit extrem wenigen Interaktionsmöglichkeiten. Wahrscheinlich wären viele kleine Gimmicks einfach zu klein für das Display des Smartphone gewesen und fanden deshalb nicht ins Spiel. Für PC Zocker fehlt hier aber was. Immer wieder stoßen wir an eine Questgrenze, wo es nicht mehr weiter geht. Dann heißt es plötzlich „Werde Stufe xx“. Zum Glück gibt es Daily-Quests, Kopfgeldjagdt, wiederholbare Dungeons und Abenteuerherausforderungen. Es ist also niemand gezwungen stupide zu grinden um das nächste Level zu erreichen, sondern es stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung. Nur dumm, dass alle diese wieder nur aus den oben genannten drei Aufgaben bestehen. Belohnt wird man immerhin mit neuer und hoffentlich besseren Ausrüstung im Spiel. Das versüßt das leveln etwas.

Das Kampfsystem wird durch ausrüstbare Skills brauchbar. Hier kann man Fertigkeiten kombinieren, Kombos planen und Boni einheimsen. Mitnehmen in den Kampf tut man schließlich 4 Skills, den sich aufladenden „Super-Skill“, einen Platz für den Heiltrank und den Basisangriff. Gerade der oben erwähnte Nekromant hat uns Spaß gemacht, da er auch seine Fertigkeiten levelt und damit immer mächtiger wurde. Am Kampf gibt es also nicht viel auszusetzen, dies wurde gut umgesetzt.

Natürlich leveln wir nicht nur automatisch sondern müssen uns auch immer wieder neu ausstatten um schwerere Dungeons bestehen zu können. Diese werden alleine oder mit bis zu vier weiteren Spielern gespielt. Hier helfen Freunde oder auch Fremde, welche über die Suche gefunden werden oder sich vorhandenen Gruppen anschließen. Bei Plünderungen können sogar 8 Spieler zusammen kämpfen und um PvP in einer Arena gegeneinander. Als Belohnung winkt neue Ausrüstung oder die noch wichtigeren Juwelen, welche in Kleidung und Schmuck eingesetzt werden sollten. Der PvP Spielplatz ist ausgeklügelt, denn es gilt zusätzlich Aufgaben zu lösen, während man sich mit der Gegnergruppe kloppt. Diablo Immortal kennt hier kein Balancing, es hängt vom Glück ab wie gut die eigenen Mitspieler und die Gegner sind. Aktuell ist das Maximallevel 60, danach ist aber lange nicht Schluss. Mit 60 werden wir zum Paragon und leveln weiter.

Im Laufe des Spiels solltet ihr euch außerdem einer Truppe anschließen um Boni einzuheimsen und bessere Mitspieler finden zu können. Generell fehlt es Diablo Immortal an nichts, was man von einem Hack and Slay mit RPG Elementen gewohnt ist. Es gibt zwar nichts Neues, es fehlt aber auch nichts. Trotz all der vielen Kritik hatten wir viel Spaß bei der Story und beim leveln unserer Charaktere. Apropos Kritik: Der Item-Store. Natürlich müssen wir auch hierauf kurz eingehen. Um richtig erfolgreich zu werden, gut auszusehen und schnell voran zu kommen, muss Echtgeld investiert werden. Und leider nicht wenig. Wir empfanden die Preise als gesalzen. Zwar können alle Ausrüstungsteile auch so gefunden werden, allerdings nicht unbedingt die Juwelen. Diese sind aber das wichtigste in der Ausrüstung. Diese zu finden und zu leveln gestaltet sich ohne Micro-Transaction als extrem müßig und demotivierend. Zahlende Spieler ziehen an einem problemlos vorbei, gerade wenn es um PvP geht. Neben dem Item-Shop gibt es außerdem noch einen Battle-Pass. Dieser ist zwar in der Grundausstattung kostenlos, man erhält aber nur einen Bruchteil der Belohnungen, wenn man nicht zahlt. Aber seien wir ehrlich, wir hatten es nicht anders erwartet.

Diablo Immortal erntet viel Kritik, auch in diesem Gamecheck von uns, aber es ist kein schlechtes Spiel. Lässt man es mit Ruhe angehen, hat  hier und da mehr Durchhaltevermögen und nimmt alle Angebote des Spiels an, kann man sehr viel Spaß haben. Metzeln macht immer Spaß, die Story ist gut und es gibt reichlich Inhalte und Dungeons zu entdecken. Bezweifelt werden darf aber, dass Blizzard die Free2Play Spieler bei der Stange halten kann. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall. Wir haben die Tage mit Diablo Immortal nicht bereut.