Spieletest

Serious Sam 3 BFE – Gamecheck

Vor zehn Jahren kamen die kroatischen Entwickler von Croteam mit ihrem ersten Egoshooter Serious Sam – The First Encounter wie aus dem Nichts. Das Spiel konzentrierte sich dabei auf die grundlegendste Mechanik des Genres – dem Geballere und ignorierte konsequent alle anderen aufkommenden Modernisierungen des Actionfachs. Mit Erfolg. Die kompromisslose Action konnte eine beachtliche Fangemeinde um sich scharren. Es folgten -The Second Encounter-, Serious Sam 2, HD Auflagen, sowie diverse Ableger für Konsolen. Nun folgt mit Serious Sam 3 BFE der zweite echte Nachfolger. Könnte dabei aber leider auch locker als weitere HD Variante des ersten teils durchgehen.

Serious Sam 3 ist als Prequel angelegt und spielt zeitlich vor -The First Encounter-. In naher Zukunft entdeckten die Menschen in Ägypten Ruinen eines längst ausgestorbenen aber technologisch äusserst fortschrittlichen Volks. Dessen Technologie ermöglicht den Vorstoß ins Weltall wo sich die Menschen aber keine Freunde machen und plötzlich mit einer Alieninvasion konfrontiert werden. Die Erde droht den Kampf zu verlieren und die Führung sieht als letzten Ausweg eine Maschine namens TimeLog, welche Zeitsprünge ermöglichen soll. So wird Sam -Serious- Stone losgeschickt um die Maschine zu aktivieren. Was sich zuerst nach einer typischen Folge Stargate klingt entpuppt sich für Serious Sam 3 eher als völlig irrelevant. Schliesslich hat die Shooterreihe ihren Ruf nicht wegen ihrer ausgefeilten Rahmenhandlung.

Die Spielmechanik von Serious Sam ist schnell erklärt. Ballern bis der Mausfinger blutet. Das war im ersten teil so und in Serious Sam 3 hat sich daran überraschenderweise nichts geändert. Leider, denn Serious Sam 3 könnte auch -The First Encounter HD 2- heissen. Wir stapfen durch zwölf riesige, aber geradlinige Levels im Ägypten der nahen Zukunft und ballern dabei Unmengen von Gegnern über den Haufen. Diese kenne wir größtenteils schon aus den Vorgängern. Dabei kommt ein erschreckend unspektakuläres Waffenarsenal zum Einsatz. Etwa das Sturmgewehr, C4 Sprengstoff, Schrotgewehre und ein Granatwerfer. Von aberwitzigen Kriegsgeräten, wie dem bombentragenden Papagei oder der Kreissäge aus Serious Sam 2 fehlt jede Spur. Auch die gleichzeitige Benutzung von Waffen wie Pistolen oder Uzis, sowie spaßige Fahrzeugeinlagen wurden wegrationalisiert. Dafür gibts jetzt ein reichlich kurioses Nahkampfsystem mit dem wir uns auf Knopfdruck aus weiter Entfernung zu Gegnern regelrecht hinteleportieren können um sie mit einem Schlag auszuschalten. Man wird die Idee nicht los, das die Entwickler bereits in den Vorgängern all ihr kreatives Pulver komplett verschossen haben. Zu allem Überfluss zeigt sich Serious Sam 3 auch noch alles andere als gut balanciert. Zwar können wir erneut zwischen mehreren Schwierigkeitsgraden wählen, Gegneraufkommen und die Platzierung von Gegenständen wie MediPacks sind aber alles andere als durchdacht. So ballern wir uns etwa auf einem Hof durch ca. 250 Gegner um dann beim Endboss mit den letzten Schüssen im Gepäck gnadenlos zu sterben. Wer gerne Koop spielt, der kann wie in den anderen Serious Sams wieder mit bis zu 15 weiteren Spielern die Kampagne bestreiten.

Serious Sam 3 wirkt in allen Bereichen, vom Leveldesign über die Gegnertypen bis zum Waffenarsenal fast wie eine Kopie von -The First Encounter-. Allerdings mit in Anführungszeichen frischer Serious Engine 3.5. Auf den ersten Blick sieht das Spiel dadurch auch recht hübsch aus. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich aber die Macken im Technikgerüst. So gibt es schon mal Probleme mit der Kollisionsabfrage, wir stoßen auf viereckige Bäume oder bekommen derart niedrig aufgelöste Texturen präsentiert, das man sich fragen muss, wie das Spiel zu so beachtlichen Systemanforderungen kommt. So wirkt Serious Sam 3 zwar optisch einigermaßen zeitgemäß, wirklich beeindrucken kann das Spiel aber nur sehr selten. Etwa mit seinen viel zu selten eingestreuten Wettereffekten oder optischer Abwechslungen in Form einladender Oasen.

Oldscool-Shooter mögen simpel sein. Das sie sich deshalb aber trotzdem weiterentwickeln können, haben in den letzten Jahren andere Genrevertreter eindrucksvoll demonstriert. So bietet Serious Sam, der Vater des Oldscool-Shooters in seiner neusten Auflage, nichts mehr das ihn aus der Masse heraushebt. Das simple, brachiale Spielprinzip geht zwar immer noch gut von der Hand, genauso gut kann man aber auch noch einmal Serious Sam 2 oder die HD Variante des ersten Teils auspacken. WERTUNG: Grafik: 70%, Sound: 73%, Steuerung: 79%, Balance: 68%, Spielspass: 73%, Mehrspieler: 75%, Gesamtwertung: 73%.