Spieletest

Rough Justice: ’84 – Gamecheck

„Rough Justice: ’84“ ist ein strategisches Krimi-Spiel mit starken Brettspiel-Elementen, das im düsteren Setting der 1980er Jahre angesiedelt ist. Die Handlung dreht sich um Jim Baylor, einen ehemaligen Polizisten, der nach einer ungerechtfertigten Haftentlassung versucht, in einer von Verbrechen und Korruption durchzogenen Großstadt wieder Fuß zu fassen. Als Leiter einer privaten Ermittlungsagentur rekrutiert man verschiedene Agenten, um Aufträge zu erfüllen und eine Verschwörung aufzudecken, die von Bikergangs bis zu korrupten Politikern reicht. Das Spiel kombiniert Würfelmechaniken, taktische Planung und eine narrative Erzählweise im Stil eines Noir-Krimis. Es erschien im Dezember 2023 für PC, Konsolen und Nintendo Switch und richtet sich an Spieler, die eine Mischung aus Strategie, Storytelling und Retro-Atmosphäre suchen.

Grafik und Sound

Optisch setzt das Spiel auf einen Retro-Stil, der stark an die Ästhetik der 1980er Jahre erinnert, mit neonbeleuchteten Straßen und einem Comic-artigen Design der Charakterportraits. Die Grafik wirkt bewusst schlicht und statisch, was an klassische C64-Spiele erinnert, jedoch mit modernerer Auflösung und stimmungsvollen Lichteffekten. Diese reduzierte Präsentation unterstützt die Atmosphäre des Spiels und passt gut zum Noir-Thema. Akustisch untermalt ein atmosphärischer Soundtrack die Geschehnisse, der zwischen 80er-Jahre-Serien-Feeling und leicht schrägen, fast schon trashigen Klängen pendelt. Die Soundeffekte sind funktional, unterstützen aber die Spannung und das Flair der Spielwelt. Insgesamt entsteht so ein stimmiges Retro-Ambiente, das Fans von 80er-Jahre-Settings anspricht.

Story

Im Zentrum der Handlung steht Jim Baylor, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis eine private Ermittlungsagentur aufbaut, um die Stadt von Korruption und Verbrechen zu befreien. Die Geschichte entfaltet sich in mehreren Kapiteln und wird durch eine Mischung aus statischen und animierten Comic-Cutscenes erzählt, inklusive vollständiger Sprachausgabe. Die Erzählung ist von klassischen Noir-Krimis inspiriert und bietet eine düstere, teils klischeehafte, aber dennoch fesselnde Story über Verrat, Machtmissbrauch und persönliche Rache. Trotz einiger Klischees schafft es die Handlung, mit interessanten Charakteren und Wendungen die Spieler zu fesseln und motiviert, die Fälle zu lösen und die Wahrheit aufzudecken.

Gameplay

Die Spielmechanik ist eine ungewöhnliche Mischung aus Brettspiel, Strategie und Würfelglück. Spieler leiten eine Truppe von Agenten, die man rekrutiert, ausstattet und auf einer interaktiven Stadtkarte zu verschiedenen Einsätzen schickt. Die Aufträge werden über ein Würfelsystem abgewickelt, das stark vom Zufall geprägt ist, was für Spannung, aber auch Frustration sorgen kann. Neben der strategischen Planung der Agenteneinsätze gilt es, Ressourcen zu verwalten, Kredite aufzunehmen und Mini-Spiele zu meistern, die unterschiedliche Aspekte der Ermittlungen simulieren. Die Vielzahl an Systemen und Mechaniken kann anfangs überwältigend wirken und erfordert Geduld und Einarbeitung. Die automatische Pausenfunktion nach jeder Entscheidung sorgt für einen teils stockenden Spielfluss. Trotz einiger Unausgewogenheiten und gelegentlicher Undurchsichtigkeit in den Spielabläufen motiviert das Spiel durch das Fortschreiten der Geschichte und das Gefühl, die Stadt Stück für Stück zu säubern.

Genre

Das Spiel lässt sich als ein Noir-inspiriertes, rundenbasiertes Strategie- und Detektivspiel mit starken Brettspiel- und Würfelelementen einordnen. Es kombiniert Krimi-Storytelling mit taktischer Planung und einem Retro-Design, das an klassische 80er-Jahre-Videospiele erinnert. Die Mischung aus Strategie, Glücksfaktor und narrativer Tiefe macht es zu einem Nischenprodukt, das vor allem Fans von Detektivspielen, Brettspiel-Umsetzungen und atmosphärischen Noir-Erfahrungen anspricht.

Fazit

„Rough Justice: ’84“ ist ein ungewöhnliches und ambitioniertes Spiel, das mit seiner dichten 80er-Jahre-Atmosphäre, der spannenden Noir-Story und dem strategischen Brettspiel-Gameplay punktet. Allerdings offenbaren sich auch Schwächen: Die starke Abhängigkeit vom Zufall, die teilweise sperrige Bedienung und das überladene System können den Spielfluss hemmen und Frustration hervorrufen. Wer sich auf das Konzept einlässt und Geduld mitbringt, wird mit einer fesselnden Geschichte und einem eigenwilligen Spielerlebnis belohnt. Für Fans von Retro-Ästhetik und taktischen Krimispielen bietet das Werk interessante Ansätze, wenngleich es an Feinschliff und Balance mangelt. Insgesamt ist es ein Spiel mit viel Potenzial, das aber noch nicht vollständig sein Versprechen einlöst.